REZENSION: Der Übergang (The Passage) von Justin Cronin

JUSTIN CRONIN – DER ÜBERGANG 

Before she became the Girl from Nowhere – the One Who Walked In, the First and Last and Only, who lived a thousand years – she was just a little girl in Iowa, named Amy.“ (Seite 3)

Originaler Titel: THE PASSAGE

Gelesen auf: ENGLISCH

  

Allgemein

The Passage belegte nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2010 Platz 3 der New York Times Bestsellerliste und verbrachte 17 Wochen in der Reihung. Das Buch ist der erste Band einer geplanten Trilogie, deren zweiter Teil The Twelve im August dieses Jahres erscheinen soll. Band drei The City of Mirrors ist für 2014 geplant. Noch bevor das Buch veröffentlicht wurde, kauften Fox 2000 and Ridley Scott’s Scott Free Productions im Jahr 2007 die Rechte für eine Filmadaption. Die Idee zu The Passage entstand aufgrund der Bitte von Cronins Tochter, ein Buch über ein Mädchen zu schreiben, das die Welt rettet.

Das Buch

Unsterblichkeit. Ein lang gehegter Wunsch der Menschheit. In der nahen Zukunft ist er zum Greifen nahe, als ein Forscherteam einen Virus entdeckt, welcher scheinbar die Lebensdauer extrem verlängert. ,Projekt Noah wird gestartet und zwölf zum Tode verurteilten Verbrechern wird im Tausch gegen ihre Begnadigung das Virus unter strengster Geheimhaltung injiziert. Doch das Projekt gelingt nicht wie geplant und das Immunsystem der Häftlinge kämpft gegen das Virus an und aus den Versuchsobjekten werden grauenvolle, vampirähnliche Mutationen mit scheinbar psychotischen Kräften. Letzte Hoffnung für ein Gelingen ist Amy, ein sechsjähriges Mädchen ohne Eltern, ohne Familie. Die Forscher erhoffen sich durch ihr noch nicht weit entwickeltes Immunsystem ein besseres Ergebnis und lassen das Mädchen in einer Geheimaktion kidnappen und ins Forschungszentrum bringen. Das Virus wird injiziert und es verändert das Mädchen. Doch dann eskaliert die Situation. Den zwölf Probanden gelingt es, ihre Wächter zu manipulieren und aus ihren Hochsicherheitszellen auszubrechen. Ein Massaker ohne Gleichen ist die Folge. Unsterblich aber ihrer Menschlichkeit beraubt und voller Blutgier und übermenschlicher Kräfte fliehen die Zwölf als vampirähnliche Wesen in die Wildnis Amerikas und tragen dabei ein hochansteckendes Virus mit sich. Nur Amy und Wolgast, ihrem Beschützer, gelingt die Flucht in die Berge. Doch auch dort scheinen sie vor der drohenden Apokalypse nicht sicher zu sein.

Beinahe 100 Jahre nach diesem folgenschweren Unglück ist die Welt ein Schatten ihrer selbst. Nur wenige Menschen überlebten die Ausbreitung des Virus und verbringen ihr Leben hinter taghell beleuchteten Mauern. Doch die Akkus und Batterien werden immer schwächer und wenn das Licht aus geht, kommen die Virals. Die Lage in der Kolonie scheint hoffnungslos, immer öfter werden die schützenden Mauern von den aggressiven Mutationen attackiert. Doch dann taucht ein Mädchen auf. Mitten in der Nacht und ganz allein kommt sie aus der Wildnis und steht vor den Mauern der Kolonie. Und plötzlich scheint es einen Funken Hoffnung zu geben.

Meine Meinung

Dieses Buch ist ein kleines Phänomen für mich. Ich habe es in seinem Erscheinungsjahr 2010 gekauft und sofort mit der Lektüre begonnen. Diese ging äußerst schleppend voran und nach etwa 80 Seiten habe ich sie gänzlich abgebrochen. Das Buch blieb beinahe 2 Jahre unberührt in meinem Regal liegen, bis ich es um Weihnachten 2011 wieder hervorholte und ihm noch eine Chance gab. Und meine Güte! Wie froh bin ich darüber. Zugegeben, der erste Part der 11 Teile des Buches hatte für mich wenig Reiz, war mir zu langatmig, zu ausschweifend, zu langweilig. Dann jedoch war ich gefangen. Ich habe dieses beinahe 800 Seiten lange Werk verschlungen wie selten ein Buch. Tatsächlich ist es nicht einfach eines dieser apokalyptischen Science-Fiction Dinger, welche ich überhaupt nicht ausstehen kann. Es ist ganz anders, ich wage fast zu sagen, es ist ein monumentaler Text voller Faszination, genialer Ideen, verzweigter Zusammenhänge und unglaublicher Spannung. Zwar sind anfangs die Handlungsstränge etwas verwirrend, da wenig erklärt wird, aber im Laufe der Lektüre wird alles klar und man merkt erst, dass die anfängliche Verwirrung nur zur Genialität dieser Geschichte beiträgt. Die Sprache verstärkt zusätzlich die Atmosphäre, man hat als Leser das Gefühl bei etwas historisch ungemein Wichtigem dabei zu sein. Die Sprache Cronins gibt dem Text unheimliche Größe und Bedeutsamkeit und man vergisst fast, dass alles nur Fiktion ist. Das gesamte Szenario ist unglaublich ausgefeilt aufgebaut, es bleiben kaum Fragen offen (außer jene, welche wohl im nächsten Band beantwortet werden) und auch die zahlreichen Nebenstränge werden für mein Empfinden ausreichend nachverfolgt. Selten habe ich eine offensichtlich fantastische Geschichte mit einem solchen Realitäts-Gefühl gelesen und durch mein Entdecken der Site http://www.findsubjectzero.com/ wurde das Echtheitsgefühl auf gruselig-wohlige Art noch verstärkt. Dieses Buch ist episch, monumental und ich würde alles glauben, wüsste ich nicht, dass es erfunden ist!

Ein (Ab)Satz:

When all time ended, and the world had lost its memory, and the man that he was had receded from view like a ship sailing away, rounding the blade of the earth with his old life locked in its hold; and when the gyring stars gazed down upon nothing, and the moon in its arc no longer remembered his name, and all that remained was the great sea of hunger on which he floated forever – still, inside him, in the deepest place, was this: one year. The mountain and the turning seasons and Amy. Amy and the Year of Zero.“ (Seite 211)

Für LeserInnen die…

ein beängstigend authentisch geschildertes, apokalyptisches und post-apokalyptisches Szenario, das völlig anders ist als gewöhnliche Science-Fiction, lesen und sich dabei gerne auch auf einen etwas epischen Umfang einlassen möchten (es kommen ja noch zwei Folgebände!).

Bewertung

Lest dieses Buch! Aber bitte über den ersten Part hinaus und nicht abschrecken lassen, es ist es wert!

Der englische Buchtrailer von Orion Books:

JUSTIN CRONIN – THE PASSAGE

Taschenbuch: 896 Seiten
Verlag: Ballantine Books (6. Januar 2011)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0345525221
ISBN-13: 978-0345525222
Preis: 5,90 Euro


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13 Antworten zu REZENSION: Der Übergang (The Passage) von Justin Cronin

  1. anlisunendlichegeschichte schreibt:

    So lesenswert? Klasse! Denn bei mir liegt es auch schon sicher ein Jahr im Regal! 😉

  2. Kathrin schreibt:

    Oh, danke für diese tolle Rezension! Alle, die ich zuvor las, waren nicht sonderlich informativ und gingen über ein „Gefällt mit (nicht)“ kaum hinaus. Ich selbst, wollte „The Passage“ seit Erscheinen lesen,habe es aber nie gekauft – erst war es mir zu teuer, dann der SUB eh schon hoch genug. Dank dir, kann ich mir jetzt aber schon viel mehr unter der Geschichte vorstellen als zuvor und ich fühl mich in meinem Wunsch, es zu lesen, nur noch mehr bestärkt. Dass es eine Reihe werden soll, wusste ich gar nicht – da bietet es sich ja an, wenn ich mit dem Lesen noch bis zum Erscheinen von Band 2 warte (so vergesse ich wenigstens nichts 😉 ).

    Weißt du, wie der aktuelle Stand zur Verfilmung ist? Immerhin sind seit der Idee zur Filmadaption ja schon rund sechs Jahre vergangen.

  3. Cornelia schreibt:

    Freut mich, dass euch meine Rezension gefallen hat und ihr das Buch lesen wollt. Ich hoffe, ihr seid genauso begeistert, wie ich!
    Zur Verfilmung: es ist, soweit ich weiß, noch nicht bekannt, wann das Projekt verwirklicht wird!

  4. Bücherphilosophin schreibt:

    Ich empfand das genau anders herum. Der erste Teil machte für mich noch was her, das annähernd an die Werbekampagnen in GB heran reichte. Danach wurde mir das Buch aber zu maskulin, was es mit der Masse der amerikanischen Genre-Bücher verschmelzen ließ, und es verlor seine Besonderheit. Ich hab’s bis zum Ende durchgehalten, war aber mächtig enttäuscht.
    http://buecherphilosophin.wordpress.com/2011/02/21/r%C9%AA%CB%88vju%CB%90-der-ubergang/

    Liest Du auch die Fortsetzungen?

    LG, Katarina 🙂

    • Cornelia schreibt:

      Schade, dass es deinen Geschmack nicht getroffen hat.
      Also als Hörbuch hätte ich mir mit dem Buch wohl auch schwer getan. Ich habe doch öfters zurückgeblättert und Stellen zweimal gelesen (vl auch weil ich es auf Englisch gelesen habe). Dass es zu maskulin ist, kann ich nicht sagen, ich habe es sehr spannend gefunden. Ich glaube ein derartiges Szenario kann nicht unbedingt ,sanft‘ geschildert werden. Allerdings glaube ich, dass eine Verfilmung sicher nur so ein Action-Horror-SciFi-Kram werden wird, weil sich die Geschichte dafür geradezu anbietet.
      Ich werde den Folgeteil sicherlich probieren.

      LG,
      Cornelia

      • Bücherphilosophin schreibt:

        Hier in GB wurde dafür u.a. in der Glamour geworben – ich hab mir einfach was anderes darunter vorgestellt.

  5. Anett schreibt:

    Hallo Cornelia,

    ich kann mich deiner Meinung einfach nur anschließen. Ich habe mich lange schwer getan, so einen dicken Wälzer zu kaufen. Zumal die Bewertungen von „Mochte ich gar nicht“ bis „unglaublich spannend“ gingen. Ausschlaggebend für mich war aber eine Bewertung, in der es hieß, dass Justin Cronin einen ähnlichen Schreibstil wie Stephen King hat und ich liebe nunmal Stephen King. Also bin ich ins nächste Geschäft gegangen und habe es mir gekauft. Das war Ende November 2010. Danach ging es nach Hause und die schlimmste Zeit meines Lebens begann. 😉 Ich konnte das Buch einfach nicht aus den Händen legen. Wenn ich auf Arbeit war, habe ich die Stunden gezählt bis ich es weiterlesen konnte. Cronin hat ein tolles Gefühl dafür wann es Zeit wird, eine spannende Szene zu unterbrechen. In diesem Moment denkt man: Oh mein Gott, wie kann er das tun. Und man muss einfach weiter lesen, damit man im nächsten Kapitel erfährt, wie es weitergeht. So lesen sich die Seiten fast wie von selbst. Besonders bei den letzten Seiten ging es mir so. Es war wirklich ein tolles „vorzeitiges“ Ende für den ersten Teil. Tja, und da ich das Buch bereits November/Dezember 2010 gelesen habe, war es eine extrem lange Zeit bis zum Erscheinen des 2. Teils. In den nächsten Tagen werde ich das Buch wieder aus meinem Regal befreien und lesen, damit ich den Anschluss für den 2. Teil habe. Cronin hat eine besondere Art zu schreiben, bei der man einfach in die Geschichte eintaucht und mit seinen Figuren mitfühlt. Dieses Buch habe ich schon vielen Leuten weiterempfohlen und ausgeliehen und sie waren genauso begeistert davon wie ich. Alles lest es und packt es einfach nicht aus den Händen!!! Ich freu mich auf den 2. Teil.
    LG
    Anett

    • Cornelia schreibt:

      Hey,
      freut mich, dass du auch so begeistert von dem Buch bist. Ich kann nur sagen, hoffentlich wird das Buch tatsächlich verfilmt und gut verfilmt! Das könnte ein Hit werden…

  6. MyNameIsBabcock schreibt:

    AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!! Ich bin gerade eben nach 3 Wochen endlich mal mit diesem Schinken fertig – und das hat auch nur solang gedauert, weil man nicht den ganzen Tag lesen kann. Jah, ein Buch, wo es leider schade ist, dass man arbeiten, essen, aufs Klo und schlafen gehen muss. ( Zitat meines Freundes : MACH ENDLICH DIE FUNZE AUS– ES IST SCHON 03.00 UHR!!! WENN DU MICH SCHON NICHT MEHR ANPACKEN WILLST, LASS MICH WENIGSTEN SCHLAFEN!!! UND WER VERDAMMT NOCHMAL, LIEST SCHON FREIWILLIG 1000 SEITEN???!! ) …hehe

    Tatsächlich habe ich mich beim ersten mal ( vor etwa einem Jahr) ebenfalls durch die ersten 80 Seiten gequält… und wieder weggelegt. Doch beim zweiten Anlauf vor drei Wochen und nach der „Quälerei“ war das Buch einfach …. nun ja alles was du in deiner Rezension geschrieben hast. Und wahrscheinlich mehr. Ich gebe dir Recht, dass die (scheinbar) anfängliche Langeweile und Verwirrung das Buch erst wirklich genial macht.

    Ich bin hier zufällig auf deine Rezension gestoßen, weil ich gerade durch die Leseprobe erfahren habe, dass es noch eine Fortsetzung gibt und habe bei Google versucht zu erfahren, wann es endlich mal soweit ist. Und da erfahre ich auch noch ,dass es eine Trilogie werden soll. JA, JUCHU! Sch..ade dass es wohl noch einbisschen dauert. Denke, dass Ich nicht auf die deutsche Übersetzung warten kann und werde mir die engl. Version von „THE TWELVE“ schon vorbestellen ( soll Oktober 2012 erscheinen,..sagt AMAZON.de).

    Bin eigentlich keine, die ihren Senf in irgendwelchen Foren dazu gibt- Aber das wollte ich unbedingt loswerden: WER DIESES BUCH NICHT LIEST, IST SELBST SCHULD!!!

    Und Danke, Cornelia, für den Tipp für diese — findsubjectzero.com—- page.
    Ein bisschen abgedreht aber echt witzig…bis gruselig. 😉
    Tolle Rezension – ich hoffe die verkacken den Film nicht !

    Gruß
    MyNameIsBabcock 😉

  7. Silke schreibt:

    Hallo,

    ich bin ebenfalls infiziert…von diesem Buch!
    Ich habe es schon 2010 gelesen und jetzt, da im Januar der 2.Teil erscheint, habe ich es mir nochmals vorgenommen, um alles nochmal vor Augen zu haben und den Anschluss zu bekommen. Und ich kann es nicht mehr weglegen! Selbst beim 2.Mal nicht. Das ist mir mit noch keinem Buch passiert!
    Ich freue mich so dermaßen auf „Die Zwölf“! Und mein Umfeld kann es auch nicht verstehen…so wie bei einigen Vorschreibern. Es ist schön, hier zu lesen, dass es einigen genauso geht wie mir.

    Weiß denn jemand, wann der Film erscheinen soll?? Ich hoffe auch, dass er gut wird! Meist ist das sehr schwierig bei so guten Büchern. Aber das wäre ein Traum!

    LG Silke

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